20.04.2009

Stellungnahme des DIÄTVERBANDes:
„Glycidol-Fettsäureester – trotz aufgeworfener Fragen Babies wie gewohnt weiter füttern“

Bonn – Das BfR nimmt in seiner gesundheitlichen Bewertung vom 10.03.2009 eine erste Einschätzung für Glycidol-Fettsäureester in raffinierten pflanzlichen Fetten vor. Es verweist hierbei auf den Nachweis dieser Substanz in vier auf Palmöl basierenden Pflanzenfetten. Anhand einer überschlägigen, auf mehreren Annahmen beruhenden Berechnung beurteilt das BfR die Exposition nicht gestillter Säuglinge durch Säuglingsmilchnahrung als möglicherweise kritisch bzw. gesundheitlich bedenklich. Darüber hinaus nimmt das BfR zu seiner bisherigen Risikobewertung der 3-MCPD-Fettsäureester Stellung.

Der DIÄTVERBAND hält die Bewertung des BfR für nicht sachgerecht, da sie eher dazu beiträgt, den Verbraucher zu verunsichern. Der DIÄTVERBAND stellt dazu klar:

  • Zunächst ist zu betonen, dass das BfR – trotz seiner neueren Bewertung – an seiner Empfehlung festhält, die es bereits Ende 2007 bei der Bewertung von 3-MCPD-Fettsäureestern ausgesprochen hatte: „Mütter sollen ihre Säuglinge weiter wie gewohnt füttern. Für nicht gestillte Säuglinge gibt es keine Alternative zu Anfangs- und Folgenahrung. Mütter sollten auch nicht auf Kuhmilch, Ziegen- oder Pferdemilch ausweichen, da ihnen wichtige Nährstoffe fehlen, die der Säugling braucht.“
    Dies geht in der mehrseitigen BfR-Stellungnahme und komplexen Darstellung der zahlreichen ungelösten wissenschaftlichen Fragen unter.
  • Die Bewertung des BfR beruht auf der Analyse der Glycidol-Fettsäureester-Gehalte in vier Palmölen mittels einer unvalidierten und unveröffentlichten Methode.
    Das Institut zeigt diesbezüglich von sich aus den vordringlichen Forschungsbedarf auf, eine geeignete Analysenmethode zur Quantifizierung der Glycidol-Fettsäureester in allen relevanten raffinierten Speisefetten, inklusive den für Säuglingsmilchnahrung verwendeten Fetten, zu entwickeln und zu validieren.
  • Toxikologische Daten zu Glycidol-Fettsäureestern liegen nicht vor. Die hierfür erforderlichen Untersuchungen, in welchem Umfang während der Darmpassage eine Spaltung der Glycidol-Fettsäureester in das möglicherweise kritische Glycidol eintreten könnte, wurden bisher nicht durchgeführt. Daher geht das BfR von der Worst-case-Annahme aus, dass Glycidol-Fettsäureester bei der Darmpassage vollständig zu Glycidol umgesetzt werden und dass dieses genauso bioverfügbar ist wie oral aufgenommenes Glycidol.
    Das BfR gibt selbst zu Bedenken, dass keinerlei Untersuchungen zur Bioverfügbarkeit von Glycidol aus Glycidol-Fettsäureestern vorliegen und diese deshalb dringend durchgeführt werden sollten.
  • Das BfR weist ferner ebenfalls darauf hin, dass keine fundierte Expositionsabschätzung derzeit möglich sei. Da bisher keinerlei Daten für die Gehalte in Speisefetten, Säuglingsnahrung oder Humanmilch vorliegen, wird die vorläufige überschlägige Exposition durch raffiniertes Speisefett oder Säuglingsnahrung lediglich auf der Grundlage hypothetischer Annahmen abgeschätzt.
  • Eine erste wissenschaftliche Einschätzung auszusprechen, obwohl weder eine fundierte Datenlage noch eine abgesicherte Analysenmethode vorliegen, kann nicht als wissenschaftlich seriös betrachtet werden. Der DIÄTVERBAND missbilligt diese Vorgehensweise, da sie dazu beiträgt, den Verbraucher noch stärker zu verunsichern und den unbegründeten Anschein zu erwecken, dass die Hersteller von Säuglingsnahrungen gesundheitsschädliche Produkte vertreiben.

Aufgrund der vielen offenen Fragen gehen die Hersteller von Babynahrung der Angelegenheit nach und unternehmen derzeit alle Anstrengungen zur Reduktion von 3-MCPD- und Glycidol-Fettsäureestern.

Download: Pressemitteilung 05/2009

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:
Bundesverband der Hersteller von Lebensmitteln
für eine besondere Ernährung e. V.
Godesberger Allee 142-148
53175 Bonn
Tel. +49 (0) 228 / 30851-0
www.diaetverband.de