20.01.2010

Wer essen kann, lebt gesünder

Diätverband unterstützt europäische Initiative nutritionDay zur Erkennung von Mangelernährung in stationären Einrichtungen

Bonn - Essen hält Leib und Seele zusammen. Wer nichts oder zu wenig isst, wird anfällig für Krankheiten. Dies ist insbesondere in Pflegeheimen ein Problem. Krankheitsbedingt haben die Bewohner oft keinen Appetit. Die Folge: Gewichtsverlust sowie eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes.

85 Prozent der Bewohner in Pflegeheimen sind durch Mangelernährung gefährdet. Auch in den Kliniken leiden 15 bis 40 Prozent der stationär aufgenommenen Patienten in Krankenhäusern unter einer krankheitsbedingten Mangelernährung.

Das Problem ist zwar bekannt, geht aber im Alltag von Kliniken und Pflegeeinrichtungen leider ab und zu unter. Hier gegenzusteuern ist das Anliegen des nutritionDay, der am 21. Januar zum fünften Mal europaweit stattfindet. Durch diesen „Tag der Ernährung“ sollen die Bevölkerung und die Pflegekräfte in Kliniken und Heimen für die gesundheitspolitisch wie ethisch brisante Thematik der Mangelernährung und ihrer Konsequenzen sensibilisiert werden.

An diesem Aktionstag werden mittels verschiedener Erhebungsbögen der Ernährungs- und Versorgungszustand von Patienten in Kliniken, auf Intensivstationen sowie von Bewohnern in Pflegeheimen systematisch dokumentiert. Die Initiative wurde 2006 für Krankenhäuser ins Leben gerufen und 2007 auf Pflegeeinrichtungen ausgeweitet.

Pflegepersonal, Bewohner und Angehörige beantworten zum Stichtag verschiedene Fragen zur Qualität der Ernährungsversorgung im Heim. Die erhobenen Daten liefern unter anderem Auskunft über die angewandten Verfahren zur Gewichtskontrolle, Hilfestellung bei der Nahrungsaufnahme sowie Richtlinien für den Einsatz von Trinknahrungen als Zusatzkost und die Anwendung künstlicher Ernährung. Außerdem werden die Patienten am Stichtag zu ihrem Essverhalten bei der Mittagsmahlzeit befragt. Erste Erfolge der Aktion werden sich in einer zweiten Erhebungsstufe nach sechs Monaten zeigen, wenn für jeden Bewohner die Entwicklung seines Gesundheitszustandes und Körpergewichtes überprüft werden.

Nach Abschluss der Auswertungen erhält jede Einrichtung, die sich für die freiwillige Teilnahme am nutritionDay registriert und das Datenmaterial eingereicht hat, einen individuellen Bericht. Bei wiederholter Teilnahme lässt sich damit auch die Effizienz von neu eingeführten Maßnahmen zur Ernährungsversorgung beurteilen und Qualitätssicherung leben.

Die ersten Untersuchungsergebnisse mit 2.137 Pflegeheimbewohnern aus dem Erhebungsjahr 2007 bestätigen den Zusammenhang zwischen Mangelernährung, Schwere des Krankheitsbildes, hohem Medikamentenkonsum, hohem Lebensalter und geringer Überlebensprognose. Darüber hinaus bewiesen die Auswertungen das häufigere Auftreten von Austrocknung, Gelenkversteifung sowie Druckgeschwüren bei mangelernährten, immobilen Heimbewohnern. Untergewichtige Bewohner litten vierfach häufiger unter Austrocknung und Druckgeschwüren als Normalgewichtige.

Lange Zeit hielt sich der Glaube, nur Untergewichtige können mangelernährt sein. Mittlerweile weiß man, dass unabhängig vom Ausgangsgewicht das Risiko einer Mangelernährung bestehen kann. Ungewollter Gewichtsverlust ist hierfür einer der Indikatoren, der bei neun Prozent der untersuchten Bewohner nachweisbar war. Entscheidend für die Beurteilung des Ernährungszustandes ist somit die Entwicklung des Gewichtsverlaufs und nicht das tatsächliche Gewicht zum Wiegezeitpunkt.

Die Nahrungsaufnahme der Mittagsmahlzeit am damaligen Stichtag war bei 33,2 Prozent unzureichend. Zu große Portionen, kein Hunger, wenige schmackhafte Gerichte oder benötigte Hilfe beim Essen waren die Gründe für liegen gebliebene Speisen.

Die letztjährige Erhebung mit 4.996 Bewohnern aus zehn Ländern untermauert das Fazit von 2007: Die konsequente Beobachtung der Gewichtsentwicklung aller Heimbewohner sowie eine adäquate, zeitaufwändige Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme verbessern das Ernährungsmanagement und damit das Mangelernährungsbewusstsein.

Im Pflegealltag stellen sich bezüglich einer verbesserten Gewichtsbeobachtung und individuellen Ernährungsbetreuung nicht nur Personal- und Kostenfragen. Zusätzlich zeigt sich die ethische Dimension des Problems: Es darf nicht sein, dass durch schwierige wirtschaftliche und gesundheitspolitische Rahmenbedingungen hilfebedürftige Menschen unzureichend ernährt werden und sich dadurch ihr Gesundheitszustand verschlimmert, die Lebensqualität leidet und sich die Lebenserwartung verkürzt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) hat daher Ernährungsleitlinien ausgearbeitet, die eine abgestufte Ernährungstherapie bis hin zur künstlichen Ernährung vorsehen.

Der Diätverband, der die Hersteller von Trink- und Sondennahrung vertritt, begrüßt und fördert das Projekt zur Sensibilisierung für Mangelernährungszustände durch routinemäßige Ernährungsscreenings bei Kranken und Pflegebedürftigen. Der Verband engagiert sich mit einer Aufklärungsaktion zum Thema „ungewollter Gewichtsverlust“ für eine regelmäßige Gewichtskontrolle von kritisch Kranken und Pflegebedürftigen. Patienten wie Ärzte können bei der Gewichtskontrolle auf kostenlose Gewichtskarten und Erfassungssoftware zurück greifen. Unter www.ungewollter-gewichtsverlust.de sind die Materialien abrufbar. Der Bundesverband der Hersteller von Lebensmitteln für eine besondere Ernährung hat beides mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) entwickelt.

Weitere Informationen unter:

www.nutritionday.org

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Download: Pressemitteilung 01/2010

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