13.08.2012

Stellungnahme des DIÄTVERBANDes zur BfR-Stellungnahme Nr. 028/2012 vom 16.7.2012 „ Unterschiede in der Zusammensetzung von Muttermilch und industriell hergestellter Säuglingsanfangs- und Folgenahrung und Auswirkungen auf die Gesundheit von Säuglingen“

Bonn – Am 16.7.2012 publizierte die Nationale Stillkommission am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine Stellungnahme, in der sie sich zur Zusammensetzung von Muttermilch und von industriell hergestellter Säuglingsnahrung, zur Erkrankungswahrscheinlichkeit gestillter Säuglinge sowie zu Werbeaussagen, dass industriell hergestellte Säuglingsnahrung in ihrer Zusammensetzung vergleichbar mit Muttermilch sei, äußert.

Die Nationale Stillkommission kommt darin zum Schluss, dass

  • Muttermilch eine exklusive Zusammensetzung aufweist, die nicht durch Industriell hergestellte Säuglingsnahrung imitiert werden kann;

  • die in Muttermilch enthaltenen Substanzen zu einer geringeren Erkrankungswahrscheinlichkeit bei gestillten Säuglingen führen;
  • Werbung, mit der der Anschein erweckt werde, dass industriell hergestellte Säuglingsnahrung der Muttermilch gleichwertig bzw. teilweise gleichwertig sei, als irreführend angesehen werden könne.
  • Die Stellungnahme des BfR veranlasst den DIÄTVERBAND zu folgenden Hinweisen und Erläuterungen:

  • „Stillen ist das Beste“
    Das Stillen des Säuglings durch die Mutter ist aus medizinischer und aus sozialpsychologischer Sicht das empfehlenswerte Verhalten für jede Mutter. Darin besteht in Deutschland seit Jahrzehnten Konsens. Die Haltung der im DIÄTVERBAND zusammengeschlossenen Hersteller von Babynahrung ist in dieser Frage eindeutig: aus der Überlegenheit der Muttermilch bei der Säuglingsernährung folgt das Primat des Stillens. Die Förderung des Stillens ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die durch die im DIÄTVERBAND zusammengeschlossenen Hersteller von Babynahrung nachdrücklich unterstützt wird.
  • Für Frauen, die nicht Stillen können oder nicht Stillen wollen, bieten die im DIÄTVERBAND zusammengeschlossenen Hersteller von Babynahrung nicht nur eine sichere Alternative, sondern die Leistungsfähigkeit der Säuglingsmilchnahrung hat über die letzten Jahrzehnte durch stetige Anpassung an den Stand des Wissens und der Technik kontinuierlich zugenommen. Die deutsche Industrie hat sich gerade im Bereich der Forschung und Entwicklung weltweit eine führende Position erarbeitet: es wurden hypoallergene Säuglingsanfangsnahrungen entwickelt, die Zusammensetzung der Fettsäuren derjenigen der Muttermilch angenähert und seit Jahrzehnten bewährt sich die Frühgeborenennahrung in der klinischen Praxis und leistet einen signifikanten Beitrag zum Sinken der Mortalität.
  • In diesem Sinn äußert sich auch das bundesweite Netzwerk Junge Familie in seinen Handlungsempfehlungen zur Säuglingsernährung (s. Anhang): „Wenn nicht oder nicht voll gestillt wird, soll das Baby eine industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung erhalten."

    Das BfR und die Nationale Stillkommission haben an der Erarbeitung dieser Handlungsempfehlungen mitgewirkt. Insoweit nimmt der DIÄTVERBAND mit Befremden zur Kenntnis, dass beide Einrichtungen in der BfR-Stellungnahme Nr. 28/2012 vom 16.7.2012 mit ihrem Plädoyer für die Muttermilch gleichzeitig die kommerziellen Produkte diffamieren, die als einzige im Bedarfsfall Muttermilch ersetzen können und nach dem Willen des Gesetzgebers ersetzen dürfen. Die nach unserem Empfinden negative Darstellung der Bewertung der Wirkung auf die Gesundheit stellt die industriell hergestellten Produkte zu Unrecht als risikobehaftet dar und verunsichert die Eltern. Dies ist in Form und Inhalt nicht akzeptabel.
  • Säuglingsnahrung ist nach dem Wortlaut des Gesetzes definitionsgemäß Muttermilchersatz und muss sich daher an Muttermilch als Vorbild orientieren. Daher sind sachliche und wissenschaftlich zutreffende Vergleiche mit der Muttermilch auch nicht zu beanstanden, sofern es sich nicht um eine werbliche Hervorhebung, sondern um erläuternde Sachinformationen zu besonderen Inhaltsstoffen handelt. Dem Verbraucher soll die zweckdienliche und notwendige Sachinformation vermittelt werden, warum bestimmte Zutaten Bestandteile von Muttermilchersatzprodukten sind und welche funktionelle Wirkung ihnen zukommt. Es versteht sich von selbst, dass die Angaben nicht vom Stillen abhalten dürfen und keine Gleichwertigkeit mit oder Überlegenheit gegenüber Muttermilch suggerieren dürfen.

    Eine gegenüber dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) in 2011 abgegebene Selbstverpflichtung der im DIÄTVERBAND zusammengeschlossenen Hersteller greift diese Aspekte vollumfänglich auf und verdeutlicht deren Verantwortungsbewusstsein.
  • Quelle: Bundesverband der Hersteller von Lebensmitteln für eine besondere Ernährung (DIÄTVERBAND) e.V.
    http://www.diaetverband.de

    Anhang:

    Handlungsempfehlungen des Netzwerkes Junge Familie

    I. Kernaussagen zum Stillen

    Allgemeine Empfehlungen

    Stillen: das Beste für Mutter und Kind

  • Die Zusammensetzung der Muttermilch ist an die kindlichen Bedürfnisse angepasst, und die Milch liefert dem Baby die für Wachstum und gesunde Entwicklung wichtigen Nährstoffe.

  • Muttermilch ist hygienisch einwandfrei und richtig temperiert. Sie ist praktisch, weil immer verfügbar, und kostet nichts.
  • Stillen kann das Risiko für Durchfall, Mittelohrentzündung und späteres Übergwicht beim Kind senken.
  • Stillen wirkt sich positiv auf die Gesundheit der Mutter aus. (Stillen kann die Uterrückbildung nach der Geburt fördern und zur Risikominderung für Brust- und Eierstockkrebs beitragen.)
  • Stillen kann zur Förderung der emotionalen Bindung zwischen Mutter und Kind beitragen. Die beste Form der Ernährung für gesunde Säuglinge in den ersten Lebensmonaten ist das ausschließliche Stillen. Auch Teilstillen ist wertvoll. Eltern sollten sich zur Praxis des Stillens beraten lassen.
  • II. Kernaussagen zur Säuglingsmilchnahrung

    Empfehlungen zur Auswahl von Säuglingsmilchnahrungen

    Wenn nicht oder nicht voll gestillt wird, soll das Baby eine industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung erhalten.

    Säuglingsanfangsnahrungen („Pre“- oder „1“-Nahrungen) sind zur Fütterung von Geburt an und für das gesamte 1. Lebensjahr geeignet. Sie können nach Bedarf des Kindes gefüttert werden. Wenn Folgenahrung („2“-, „3“-Nahrung) verwendet wird, soll sie frühestens mit Beginn der Beikostfütterung eingeführt werden.

    Zur Wirkung von Probiotika (Milchsäure bildende Bakterien) und Präbiotika (nicht verdauliche Kohlenhydrate), die gesundheitsfördernde Effekte auf das Kind ausüben sollen, liegen widersprüchliche Ergebnisse vor. Vorteile der Zugabe von Pro- und Präbiotika zu Säuglingsnahrungen sind derzeit nicht zweifelsfrei.

    Die Säuglingsmilchnahrung soll nicht aus Milch oder anderen Rohstoffen selbst hergestellt werden.

    Spezialnahrungen für Säuglinge sollen nur nach Rücksprache mit dem Kinder und Jugendarzt gefüttert werden.

    Empfehlungen zur Auswahl von Säuglingsmilchnahrung bei Allergierisiko

    Nicht oder nicht voll gestillte Säuglinge, deren Eltern oder Geschwister von einer Allergie betroffen sind, sollten im ersten Lebenshalbjahr eine HA-Säuglingsnahrung (HA: hypoallergene Nahrung) erhalten (mindestens bis zum Beginn des 5. Monats).

    Säuglingsnahrungen auf der Basis von Sojaeiweiß, Ziegen-, Stuten- oder einer anderen Tiermilch sind nicht zur Allergievorbeugung geeignet.
    Download: Pressemitteilung 03/2012

    Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:
    Bundesverband der Hersteller von Lebensmitteln
    für eine besondere Ernährung e. V.
    Godesberger Allee 142 -148
    53175 Bonn
    Tel. 0228-30851-0
    www.diaetverband.de