10.02.2023

PRESSEMITTEILUNG 01/2023 vom 10. Februar 2023
Stellungnahme des DIÄTVERBANDes zu aktuellen Publikationen im Lancet

Bonn, 09. Februar 2023 – In der aktuellen Ausgabe des Lancet ist eine Veröffentlichungsreihe erschienen, die die weltweit niedrigen Stillquoten in den Blick nimmt und zugleich Kritik an der Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten übt. Es wird eine Vielzahl von Forderungen gestellt, um das Stillen zu fördern. Neben mehr Unterstützung für Stillende werden auch weitreichende Regularien gefordert, mit denen die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten über das bisherige Maß hinaus weiter beschränkt werden soll. Der DIÄTVERBAND nimmt die Veröffentlichung zum Anlass seinen grundsätzlichen Standpunkt darzulegen:

Es steht für alle außer Frage, dass Stillen die natürliche Ernährung des Säuglings ist. Muttermilch passt sich im Laufe der Entwicklung des Säuglings dem sich verändernden Nährstoffbedarf an und ist in ihrer Zusammensetzung ideal auf die Bedürfnisse des Säuglings abgestimmt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt daher, Säuglinge in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich und darüber hinaus nach Bedarf zu stillen. Diese Empfehlung findet bei den im DIÄTVERBAND zusammengeschlossenen Hersteller von Säuglings- und Kleinkindernahrung vollen Rückhalt.
Wenn das Stillen für Mutter und Kind keine Option ist, sind die einzigen, auch von der WHO anerkannten und für den Säugling sicheren Alternativen sog. Muttermilchersatzprodukte. Muttermilchersatzprodukte sind auf wissenschaftlicher Grundlage entwickelt, klinisch erprobt und werden gemäß international anerkannter Standards und strengster gesetzlicher Vorgaben hergestellt.

Standpunkt der Hersteller
Damit die Ernährungsbedürfnisse nicht-gestillter Säuglinge bestmöglich erfüllt werden, engagieren sich die Hersteller mit hohem Aufwand bei Forschung und Weiterentwicklung der Säuglings- und Kleinkindernahrung. Eine Bewerbung dieser Produkte dient dem Zweck der Differenzierung im Wettbewerb und nicht dem Vergleich mit Muttermilch. Zielgruppengerecht aufbereitete Produktinformationen ermöglichen es den Angehörigen von Gesundheitsberufen, Eltern und Betreuern, die für das nicht-gestillte Kind bestmöglich geeignete Nahrung auszuwählen und eine altersgerechte Anwendung zu gewährleisten.

Die im DIÄTVERBAND zusammengeschlossenen Hersteller halten sich strikt an die gesetzlichen Vorgaben für Zusammensetzung und Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten. Eltern und Fachkreise können sich darauf verlassen, dass die Produkte nicht nur sicher und uneingeschränkt für die Ernährung von Säuglingen geeignet sind, sondern ihre Bewerbung und Vermarktung alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt.

Vorschriften für die Bewerbung und Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten
Für die Bewerbung und Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten gibt es klare und besonders strenge Vorgaben, die auf dem sog. internationalen Kodex der WHO beruhen. Diese als ‚Marketing of Breastmilk Substitutes‘ bekannten Marktverhaltensregeln sind nicht unmittelbar verbindlich, sondern werden weltweit vom jeweiligen – meist nationalen – Gesetzgeber in verbindliches Recht umgesetzt. Der europäische Gesetzgeber hat sich bei der Erstellung der rechtlichen Vorgaben, wie sie auch für Deutschland gelten, eng am WHO-Kodex orientiert und die Bestimmungen in zahlreichen Detailregelungen konkretisiert.
Alle diese Regelungen gelten für jegliche Form der Information und des Marketings.

Daten zum Stillen in Deutschland
Ergebnisse der repräsentativen „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS Welle 2) aus den Jahren 2014 bis 2017 des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigen, dass 87 Prozent aller Frauen mit dem Stillen anfangen. Allerdings stillen nur 68 Prozent aller Mütter nach der Geburt ausschließlich. In den ersten sechs Lebensmonaten nimmt der Anteil der Mütter, die ihre Kinder ausschließlich stillen, ab. Bis zum vollendeten zweiten Monat sind es 57 Prozent, bis zum vollendeten vierten Monat sind es 40 Prozent und bis zum vollendeten sechsten Monat 13 Prozent. Diesen Verlauf zeigt auch die Folgeerhebung der Studie „Stillen und Säuglingsernährung in Deutschland“ (SuSe II) aus den Jahren 2017/18.

Still-Hindernisse in Deutschland
In der KiGGS-Studie sagten fast 70 Prozent der Mütter, die weniger als sechs Monate gestillt haben, dass „zu wenig Muttermilch“ der Grund gewesen sei, weshalb sie mit dem Stillen aufgehört haben. Weitere Faktoren waren „gesundheitliche Probleme“, „Kind wollte nicht mehr“ und „sonstige Gründe“. Die Rückkehr der Mutter in den Beruf war mit unter fünf Prozent bis zum sechsten Monat des Säuglings eher selten der Grund. Weitere Studien zeigten, dass beispielsweise der Bildungsstatus der Mutter einen großen Einfluss auf die Still-Initiierung hat: nur 69 Prozent der Mütter mit einem niedrigen Bildungsstatus haben jemals gestillt, während es unter Müttern mit hoher Bildung 95 Prozent waren. Auch das Alter der Mutter bei der Geburt beeinflusst das Stillverhalten: ältere Mütter stillten häufiger als jüngere (bis 24 Jahre: 76 Prozent vs. 30 Jahre und älter: 85 Prozent).
Einen positiven Einfluss auf den Stillbeginn haben frühere gute Stillerfahrungen, Stillanleitung in der Geburtsklinik oder im Rahmen der Nachsorge sowie eine feste Partnerschaft.
Studien zur Akzeptanz des Stillens in der Öffentlichkeit zeigen, dass Stillende häufig negative Erfahrungen machen. Mehr als ein Zehntel der Bevölkerung findet das Stillen in der Öffentlichkeit nicht akzeptabel. Dies hat zur Folge, dass ein Teil der Frauen das Stillen in der Öffentlichkeit aus Sorge vor negativen Reaktionen vermeidet, manche beenden das Stillen deshalb sogar vorzeitig.

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Download: PRESSEMITTEILUNG 01/2023 vom 10. Februar 2023

Quelle: Bundesverband spezielle Lebensmittel (DIÄTVERBAND) e.V.; http://www.diaetverband.de

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